Interview


Der Einbau einer Wärmepumpe im Gebäudebestand ist ein Thema, das viele Hausbesitzer beschäftigt. Während Wärmepumpen in Neubauten längst etabliert sind, gibt es bei der Nachrüstung in Bestandsgebäuden oft Unsicherheiten: Ist mein Haus überhaupt für eine Wärmepumpe geeignet? Welche Heizflächen brauche ich? Wie sieht es mit den Kosten und der Förderung aus?

Um Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir mit Thomas Flerus, Installateur- und Heizungsbauermeister von der Flerus Gebäudetechnik aus Bad Ems, gesprochen. Er erklärt, worauf es beim Heizungstausch mit Wärmepumpen ankommt, welche Herausforderungen auftreten können und wie sich die Betriebskosten optimieren lassen. Außerdem gibt er Einblicke in aktuelle Förderprogramme und die Zukunft der Wärmepumpentechnologie.

 

Lesen Sie in diesem Interview, welche Faktoren bei der Planung eine Rolle spielen und warum eine sorgfältige Umsetzung entscheidend für den langfristigen Erfolg einer Wärmepumpenheizung ist.

 

Frage 1:

Herr Flerus, viele Hausbesitzer stehen vor der Entscheidung, ihre alte Heizung gegen eine Wärmepumpe auszutauschen. Was sind die wichtigsten Faktoren, die bestimmen, ob ein Gebäude für eine Wärmepumpe geeignet ist?

Antwort:
Die wichtigsten Faktoren für den Einbau einer Wärmepumpe sind in erster Linie eine präzise raumweise Heizlastberechnung. Diese ist entscheidend, um zu wissen, wie viel Energie jeder Raum benötigt, um auf die gewünschte Temperatur zu kommen. Dann muss man die Heizflächen genau prüfen – handelt es sich um Fußbodenheizung oder Heizkörper? Hierbei ist es wichtig, die vorhandenen Heizflächen zu bewerten, um die nötige Leistung bei der jeweiligen Vorlauftemperatur zu ermitteln. Bei einer Fußbodenheizung im Bestand ist es oft so, dass diese schon mit niedriger Vorlauftemperatur betrieben werden kann, was sehr gut mit Wärmepumpen harmoniert. Bei Heizkörpern hingegen muss man genau schauen, welche Vorlauftemperatur benötigt wird, um die nötige Leistung zu erzielen. In vielen Fällen ist es dann nötig, die Heizkörper zu vergrößern, damit sie auch mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur ausreichend Wärme liefern können.

 

Frage 2:
Es gibt oft die Sorge, dass ein Bestandsgebäude zu schlecht gedämmt ist, um effizient mit einer Wärmepumpe beheizt zu werden. Wie bewerten Sie diesen Punkt aus Ihrer praktischen Erfahrung?

Antwort:
In den meisten Fällen ist es so, dass wir – wenn beispielsweise eine Gasheizung installiert ist – auch immer eine Wärmepumpe installieren können. Der Dämmwert spielt dabei in erster Linie gar keine Rolle. Man muss sich vorstellen, dass der Energiebedarf des Gebäudes gleich bleibt, solange keine energetischen Maßnahmen wie eine Dachdämmung, eine Wanddämmung oder ein Fenstertausch vorgenommen werden.

 

Eine Wärmepumpe erzeugt die thermische Energie jedoch effizienter, da sie Umweltenergie nutzt. Das bringt im Vergleich zur Gasheizung einen kleinen Vorteil. Im Großen und Ganzen bleibt der Endenergiebedarf des Gebäudes aber gleich – nur das System, das die Wärme erzeugt, ändert sich. Natürlich ist es langfristig immer von Vorteil, auch die Gebäudehülle zu optimieren, um den Energiebedarf insgesamt zu senken.

 

Frage 3:
Welche Arten von Wärmepumpen eignen sich besonders für den Heizungstausch im Bestand? Gibt es Modelle, die besser mit höheren Vorlauftemperaturen umgehen können?

Antwort:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Wärmepumpen im Bestand einzusetzen. Eine häufig genutzte Variante sind sogenannte Split-Wärmepumpen, die einen getrennten Kältekreis zwischen Innen- und Außengerät haben. Diese Modelle erreichen eine maximale Vorlauftemperatur von bis zu 55 Grad und sind eine kostengünstigere Lösung. Sie eignen sich besonders für gut gedämmte Sanierungen, in denen entweder eine Flächenheizung vorhanden ist oder alle Heizkörper auf eine maximale Vorlauftemperatur von 55 Grad ausgelegt sind.

Dann gibt es eine leistungsstärkere Variante der Split-Wärmepumpen, die etwas effizienter arbeitet und bis zu 60 Grad Vorlauftemperatur erreicht. Diese Modelle sind in der Anschaffung etwas teurer, können aber in Bestandsgebäuden mit höherem Energiebedarf eingesetzt werden – besonders dann, wenn es schwierig ist, die vorhandenen Heizflächen auszutauschen oder durch eine Flächenheizung zu ersetzen.

Für Gebäude mit einem besonders hohen Wärmebedarf oder wenn die Heizflächen unverändert bleiben sollen, gibt es Propan-Wärmepumpen (Monoblocksysteme) mit einem geschlossenen Kältekreis im Außengerät. Diese Modelle können eine Vorlauftemperatur von bis zu 70 Grad erzeugen und eignen sich gut für Altbausanierungen, in denen eine hohe Vorlauftemperatur benötigt wird.

 

Trotz dieser technischen Möglichkeiten sollte immer das Ziel sein, die Vorlauftemperatur so niedrig wie möglich zu halten. Eine geringere Vorlauftemperatur verbessert die Effizienz der Wärmepumpe und senkt die Betriebskosten.

 

Frage 4:
Ein häufiger Kritikpunkt ist der hohe Stromverbrauch von Wärmepumpen, besonders in älteren Häusern. Wie kann man sicherstellen, dass die Betriebskosten niedrig bleiben?

Antwort:
Der Schlüssel zur Effizienz liegt in der gründlichen Planung. Bevor eine Wärmepumpe installiert wird, müssen alle relevanten Daten des Gebäudes aufgenommen werden: die raumweise Heizlast, die vorhandenen Heizflächen und die erforderlichen Vorlauftemperaturen. Auf dieser Basis wird die Leistung der Wärmepumpe exakt ausgelegt. Eine zu große Wärmepumpe ist genauso ineffizient wie eine zu kleine, da sie entweder unnötig hohe Betriebskosten verursacht oder nicht genügend Wärme liefert.

Zum Glück gibt es viele Berechnungsprogramme und auch die technische Unterstützung durch die Hersteller. Wir arbeiten eng mit dem technischen Innendienst der Wärmepumpenhersteller zusammen, um die optimale Auslegung sicherzustellen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die technische Überwachung. Bei uns werden Wärmepumpen per Fernzugriff überwacht, sodass wir auf alle relevanten Daten zugreifen und nötige Anpassungen direkt vornehmen können. Wenn wir eine neue Wärmepumpe in einem Bestandsgebäude installieren, starten wir – trotz aller Berechnungen – zunächst mit der niedrigsten Vorlauftemperatur und der niedrigsten Heizkennlinie.

 

Dann erfolgt eine fein abgestimmte Optimierung über die Heizperiode hinweg. In Zusammenarbeit mit den Eigentümern passen wir die Einstellungen schrittweise an. Das Feedback der Bewohner ist dabei essenziell – sie teilen uns mit, ob die gewünschte Raumtemperatur erreicht wird. So können wir die Parameter per Fernwartung direkt anpassen, ohne unnötige Vor-Ort-Termine. Das sorgt nicht nur für einen optimalen Betriebszustand, sondern hält auch die Stromkosten so gering wie möglich.

 

Frage 5: Welche Fördermöglichkeiten gibt es aktuell für den Einbau von Wärmepumpen im Bestand, und worauf sollten Kunden achten, um diese bestmöglich zu nutzen?

Antwort: Aktuell gibt es über die KfW eine Grundförderung von 30 % für den Einbau von Wärmepumpen. Zusätzlich können weitere Boni in Anspruch genommen werden:

  • Klimageschwindigkeitsbonus von 20 %: Wenn beispielsweise eine alte Gasheizung, die über 20 Jahre in Betrieb ist, durch eine Wärmepumpe ersetzt wird, erhält man diesen zusätzlichen Bonus.

  • Einkommensbonus von 20 %: Bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von maximal 40.000 Euro kann dieser Bonus gewährt werden.

  • Bonus für natürliches Kältemittel oder Erdwärme von 5 %: Dieser Bonus wird für den Einsatz von Propan als Kältemittel oder die Nutzung von Erdwärme gewährt.

Insgesamt ist die Förderung jedoch auf maximal 70 % der förderfähigen Kosten begrenzt. Die maximale Förderhöhe beträgt 30.000 Euro pro Wohneinheit. Für jede weitere Wohneinheit bis zur siebten Einheit können 15.000 Euro und danach 8.000 Euro zusätzlich beantragt werden.

 

Es ist wichtig zu beachten, dass die Förderbedingungen regelmäßigen Anpassungen unterliegen können. Daher sollten Kunden stets die aktuellen Informationen der KfW konsultieren und den Förderantrag vor Beginn der Maßnahmen stellen, um die bestmögliche Unterstützung zu erhalten.

 

Frage 6:
Was sind typische Herausforderungen beim Einbau einer Wärmepumpe in ein bestehendes Gebäude, und wie lassen sie sich am besten bewältigen?

Antwort:
Als Heizungsbauer stehen wir beim Einbau einer Wärmepumpe in Bestandsgebäude vor mehreren Herausforderungen. Eine der ersten ist die Logistik: Innen- und Außengeräte sowie Pufferspeicher und Trinkwasserspeicher sind oft sehr schwer. Diese müssen unbeschadet und ohne größere bauliche Eingriffe in den Keller oder den Technikraum gebracht werden.

Bei Luft-Wasser-Wärmepumpen, die am häufigsten zum Einsatz kommen, stellt sich zudem die Frage nach der richtigen Platzierung des Außengeräts. Hier müssen wir darauf achten, dass die Schallwerte eingehalten werden, damit es nicht zu Problemen mit Nachbarn kommt. Auch die Kälteleitungen zwischen Innen- und Außengerät unterliegen bestimmten maximalen Leitungslängen, die nicht überschritten werden dürfen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Kondensatablauf des Außengeräts. Wärmepumpen vereisen physikalisch bedingt im Betrieb und müssen regelmäßig abtauen, um weiterhin effizient arbeiten zu können. Hier muss der Ablauf des Schmelzwassers technisch sauber gelöst werden.

 

Nicht zuletzt spielt die Hydraulik des Gebäudes eine zentrale Rolle. Im Bestand müssen wir die gesamte Hydraulik erfassen und einen hydraulischen Abgleich durchführen, damit jede Heizfläche genau mit dem benötigten Volumenstrom versorgt wird. Das ist essenziell für einen effizienten Betrieb der Wärmepumpe.

 

Frage 7:
Gibt es Fälle, in denen Sie von einer Wärmepumpe abraten würden? Welche Alternativen empfehlen Sie dann?

Antwort:
Ja, es gibt Altbauten, die energetisch in einem so schlechten Zustand sind, dass eine Wärmepumpe wirtschaftlich nicht sinnvoll betrieben werden kann. Besonders wenn die Dämmung sehr schlecht ist und die vorhandenen Heizflächen nicht für niedrige Vorlauftemperaturen geeignet sind, müsste man große bauliche Änderungen vornehmen, um eine effiziente Wärmepumpe zu betreiben. In solchen Fällen stellt sich die Frage: Möchte der Eigentümer das Gebäude energetisch sanieren oder nicht?

Wenn eine umfassende Sanierung nicht geplant ist, kann eine Hybridlösung eine sinnvolle Alternative sein. Hierbei wird eine kleine Wärmepumpe mit einem Gas- oder Ölbrennwertgerät kombiniert. Die Wärmepumpe übernimmt dann etwa 80 % der Heizlast im Jahr, besonders in den Übergangszeiten mit niedrigeren Vorlauftemperaturen. Das konventionelle Heizgerät schaltet sich nur in den kältesten 20 % der Heizperiode zu, etwa ab Außentemperaturen unter +3 Grad Celsius.

Eine Hybridvariante kann auch dann sinnvoll sein, wenn die vorhandene Gasheizung noch relativ neu, aber nicht mehr die langfristige Lösung ist. In diesem Fall könnte eine kleine Wärmepumpe als Ergänzung eingebaut werden. Falls der Kunde in den kommenden Jahren noch energetische Maßnahmen plant – beispielsweise eine Dämmung oder neue Fenster – kann die Wärmepumpe nach und nach den Hauptteil der Heizlast übernehmen. Sobald das Gebäude dann energetisch auf einem guten Stand ist, könnte die Gasheizung sogar stillgelegt werden.

 

Grundsätzlich gilt: Wenn die Vorstellungen des Gebäudeeigentümers und die technischen bzw. wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu weit auseinanderliegen, rate ich von einer Wärmepumpe ab. Eine unwirtschaftlich laufende Wärmepumpe bringt niemandem etwas – dann wäre eine Hybridlösung der bessere Weg.

 

Frage 8:
Wie sieht die Zukunft der Wärmepumpentechnologie aus? Gibt es Entwicklungen, die den Einsatz im Bestand noch attraktiver machen werden?

Antwort:
Die Entwicklung der Wärmepumpentechnologie schreitet stetig voran, und die Geräte werden immer effizienter. Mittlerweile erreichen moderne Wärmepumpen einen Leistungsfaktor (COP) von 1 zu 4 bis teilweise sogar 1 zu 6. Zum Vergleich: In den 1960er Jahren, als Wärmepumpen bereits existierten, lag dieser Faktor noch bei 1 zu 1, was bedeutet, dass sie kaum effizienter als eine reine Elektroheizung waren.

Ein weiteres spannendes Thema für die Zukunft ist kalte Nahwärme. Hierbei wird die Umweltwärme über ein Niedertemperaturnetz verteilt und vor Ort mit Wärmepumpen auf das benötigte Temperaturniveau gebracht. Das könnte eine sehr interessante Lösung für Quartiere und Neubaugebiete sein, aber auch für den Bestand, wenn größere Sanierungsprojekte anstehen.

Auch Wasserstoff wird oft als Zukunftslösung diskutiert. Allerdings gehe ich davon aus, dass Wasserstoff eher für die Industrie eine tragende Rolle spielen wird, weniger für den einzelnen Hausbesitzer. Die Herausforderungen bei der Erzeugung, Speicherung und Verteilung sind enorm, sodass ich nicht glaube, dass Wasserstoff für die private Heiztechnik in naher Zukunft eine realistische Lösung sein wird.

 

Insgesamt sind wir aber auf einem sehr guten Weg zur Klimaneutralität, und es wird in den kommenden Jahren sicherlich weitere technologische Fortschritte geben, die den Einsatz von Wärmepumpen noch effizienter und attraktiver machen werden.

 

Frage 9:
Wie gehen Sie als regionaler Anbieter mit den Online-Anbietern von Wärmepumpen um?

Antwort:
Als regionaler Fachbetrieb setzen wir auf persönliche Beratung, individuelle Planung und fachgerechte Installation. Online-Anbieter bieten oft standardisierte Lösungen an, die nicht immer optimal auf das jeweilige Gebäude und dessen Anforderungen zugeschnitten sind. Eine Wärmepumpe muss sorgfältig ausgelegt werden – dazu gehören die Heizlastberechnung, die Analyse der vorhandenen Heizflächen und die hydraulische Abstimmung.

Ein weiterer Punkt ist der Service und die Betreuung nach der Installation. Wir bieten Fernwartung und direkte Ansprechpartner vor Ort, während es bei Online-Anbietern oft schwierig ist, bei Problemen kurzfristig Unterstützung zu bekommen. Gerade bei komplexeren Gebäuden oder Bestandsbauten ist eine maßgeschneiderte Lösung durch einen erfahrenen regionalen Anbieter die bessere Wahl.

 

Natürlich beobachten wir die Entwicklungen auf dem Markt, aber wir sind überzeugt, dass Qualität, Service und lokale Expertise langfristig den Unterschied machen.

 

 


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